Mit kalkuliertem Risiko investieren Risikoklassen von Fonds und anderen Geldanlagen
27.02.2023 • 11 Minuten Lesezeit
Inhalt
Risikoklassen
- Risikoklassen geben Ihnen als Anleger:in die Möglichkeit, ein Anlageprodukt zu bewerten und einzuordnen – soll es sicher sein? ertragsorientiert? spekulativ? Gibt es eine Anlage ohne jedes Risiko?
- In der Regel werden 7 Risikoklassen unterschieden, die ein Finanzprodukt von Risikoklasse 1 (sicher) bis hin zur Risikoklasse 7 (spekulativ) bewerten.
- Für die Bewertung von Investmentfonds gibt es den SRRI, der anhand historischer Schwankungswerte eine Risikoeinschätzung trifft und Fonds in 7 SRRI-Kategorien unterteilt.
- Bei Anlageprodukten lassen sich 5 Kriterien für Risikofaktoren festmachen: Ausfallrisiko, Liquiditätsrisiko, Marktpreisrisiko, Inflationsrisiko und Wechselkursrisiko.
- Anleger:innen müssen sich nicht nur auf eine Risikoklasse festlegen, sondern können sich durch die Diversifikation der Investments auch für verschiedene Risikoklassen entscheiden.
Natürlich folgen die Risiken einzelner Anlageprodukte nicht dem Zufallsprinzip, sondern lassen sich mithilfe von Risikoklassen bewerten und einordnen. So können Sie als Anleger:in einen besseren Überblick darüber gewinnen, welche Anlagen für Sie geeignet sind und mit welchen Sie Ihre persönliche Risikobereitschaft übersteigen.
In diesem Artikel finden Sie alle nötigen Informationen, um Ihr eigenes Risikoprofil besser einschätzen zu können und so die für Sie optimale Investmententscheidung zu treffen.
Was sind Risikoklassen?
Weitgehend verallgemeinerbar deshalb, da die jeweilige Einstufung von Wertpapieren, Fonds und sonstigen Finanzprodukten von jeder Bank individuell durchgeführt wird – bislang existiert noch keine einheitliche Klassifizierung. Deshalb werden für die Einordnung der Anlagerisiken verschiedene Modelle genutzt: Die Risikoklassen von Fonds lassen sich beispielsweise anhand des SRRI-Modells einordnen, das für seine Berechnung die Wertschwankungen der letzten fünf Jahre analysiert.
Darum lohnt sich der Blick auf Risikoklassen
Doch auch für Privatanleger:innen, die sich eigenständig und unabhängig über die Risiken von Fonds, Aktien & Co. informieren möchten, können Risikoklassen eine Hilfe sein:
Gehören Sie beispielsweise eher zu den vorsichtigeren Anleger:innen, können Sie schnell und gezielt Finanzprodukte der oberen Risikoklassen aussortieren und sich den eher sicherheitsorientierten Anlagen zuwenden.
Gleichermaßen können Ihnen die Risikoklassen auch behilflich sein, wenn Sie höchstmögliche Renditen erzielen wollen und dafür auch größere Anlagerisiken nicht scheuen – in diesem Fall sind Geldanlagen der niedrigeren Risikoklassen wohl eher nichts für Sie.
Je nachdem also, welches Anlageziel Sie verfolgen oder wie Ihre Risikobereitschaft aussieht: Ein Blick auf die verschiedenen Risikoklassen der herkömmlichen Geldanlagen kann Ihnen dabei helfen, sich einer geeigneten Anlagestrategie anzunähern. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier.
Die 7 Risikoklassen zur Bewertung von Geldanlagen
Die Einordnung eines Anlageprodukts in die entsprechende Risikoklasse ist gleichzeitig auch eng mit der jeweiligen Renditeerwartung verknüpft: Je niedriger das Risiko, desto niedriger sind auch die Renditechancen.
Risikoklassen orientierten sich also am altbekannten magischen Dreieck der Geldanlage: Mit dem Dreieck kann jedes Anlageprodukt zwischen den drei Dimensionen Sicherheit, Rendite und Liquidität angeordnet werden; keine Geldanlage weist alle drei Merkmale gleichzeitig auf. Bei der Betrachtung der Risikoklassen liegt der Fokus insbesondere auf den beiden Aspekten Rendite und Sicherheit.
Risikoklasse 1: Sicherheit
Risikoklasse 2: Sicherheitsorientiert
Risikoklasse 3: Konservativ sicherheitsorientiert
Risikoklasse 4: Solide ertragsorientiert
Risikoklasse 5: Konservativ wachstumsorientiert
Risikoklasse 6: Wachstumsorientiert/spekulativ
Risikoklasse 7: Spekulativ
Wieso eine höhere Risikoklasse nicht immer höhere Rendite bedeutet
Risikoklassifizierung von Fonds durch den SRRI (Synthetic Risk Reward Indicator)
Der SRRI (deutsch: Synthetischer Risiko- und Ertragsindikator) ist ein Bewertungsindikator, mit dem Investmentfonds auf fünf verschiedene Risikogruppen verteilt werden können:
- sehr geringes Risiko
- geringes Risiko
- mittleres Risiko
- hohes Risiko
- sehr hohes Risiko
Der SRRI berechnet die historischen Schwankungen des Fondsanteilspreises und ordnet sie je nach Höhe auf einer SRRI-Kategorie von 1 bis 7 ein. Damit klassifiziert er Investmentfonds nicht theoretisch nach einem möglichen Risiko, sondern bewertet den einzelnen Fonds historisch, entwickelt also aus tatsächlichen Daten eine Prognose.
Einen niedrigen SRRI erhalten Investmentfonds mit geringen Kursschwankungen, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit von Kapitalverlusten niedrig ausfällt. Im Gegensatz dazu zählen Investmentfonds mit höherem SRRI zu den Fonds mit höherem Risiko, da hier größere Wertschwankungen auftreten und so auch das Risiko des Verlustes zunimmt.
Der SRRI basiert auf dem Wert der Volatilität des jeweiligen Investmentfonds. Der Wert der Volatilität besagt, welche Schwankungen in den letzten fünf Jahren der Renditeentwicklung auftraten: Ein Volatilitätsintervall von beispielsweise 1,5 % bedeutet, dass der Wert des Fonds in jedem der letzten fünf Jahre um bis zu 1,5 % nach oben oder unten schwankte. Damit würde der Fonds einen SRRI von 2 erhalten und somit als Investmentfonds der Risikostufe 1 (geringes Risiko) eingestuft werden.
Die Risikoeinordnung von Investmentfonds durch den SRRI sollten Sie jedoch stets mit Vorsicht genießen: Da die Berechnung ausschließlich auf historischen Werten basiert, lassen sich anhand der ausgerechneten Werte keine Vorhersagen für zukünftige Entwicklungen der Investmentfonds treffen. Ein Investmentfonds der Risikokategorie 1 stellt deshalb nicht uneingeschränkt eine risikofreie Geldanlage dar, vielmehr trifft der niedrige SRRI nur eine Aussage über die Risikoerwartung der vergangenen Jahre.
SRRI-Klasse | Volatilitätsspanne (in %) | Risiko |
---|---|---|
1 | 0,0 bis 0,5 | Sehr niedriges Risiko |
2 | 0,5 bis 2,0 | Niedriges Risiko |
3 | 2,0 bis 5,0 | Mittleres Risiko |
4 | 5,0 bis 10,0 | Mittleres Risiko |
5 | 10,0 bis 15,0 | Hohes Risiko |
6 | 15,0 bis 25,0 | Hohes Risiko |
7 | Größer als 25,0 | Sehr hohes Risiko |
Quelle: Commitee of European Securities Regulators, zitiert nach der Studie “Risikokontrollierte Vermögensverwaltung auf Basis des Synthetischen Risiko Rendite Indikators“, Universität St. Gallen, 2016
Die Risiken verschiedener Anlageformen: 5 Kriterien zu ihrer Einschätzung
Neben der Einordnung von Anlageprodukten in Risikoklassen gibt es noch weitere Kriterien, die Ihnen dabei helfen können, die Risiken von Anlageformen und Anlageinstrumenten zu bestimmen:
- Ausfallrisiko: Mit dem Kriterium des Ausfallrisikos wird die Wahrscheinlichkeit bestimmt, mit der Anleger:innen einen Teil ihres Investments oder ihres gesamten Anlagebetrags (Totalverlust) verlieren. Investieren Sie zum Beispiel in Aktien eines einzelnen börsendotierten Unternehmens, ist das Ausfallrisiko dieser Geldanlage vergleichsweise hoch. Denn im Fall eines plötzlichen Kurseinsturzes oder von Insolvenz besteht ein realistisches Totalverlustrisiko.
- Liquiditätsrisiko: Das Liquiditätsrisiko bezieht sich auf die Verfügbarkeit Ihres angelegten Geldes. Wenn Sie sich für eine Geldanlage entscheiden, die Ihren Anlagebetrag für längere Zeit fest einbindet, besteht hier ein entsprechend hohes Liquiditätsrisiko. Im Gegensatz zum Ausfallrisiko ist das Liquiditätsrisiko jedoch zeitlich begrenzt, da Sie spätestens mit Ende der Laufzeit wieder frei auf Ihr Geld zugreifen können.
- Marktpreisrisiko: Insbesondere in Krisenzeiten können sich Marktverhältnisse schnell ändern, Aktienpreise können temporär oder sogar dauerhaft fallen. Mit dem Marktpreisrisiko wird das Risiko bestimmt, dass der Marktpreis einer Geldanlage für bestimmte oder auch unbestimmte Zeit fällt und das Investment so stark an Wert verliert.
- Inflationsrisiko: Hierbei handelt es sich um das Risiko, dass die Erträge eines Anlageprodukts unter den Inflationswert fallen und so effektiv keinen Gewinn mehr einbringen. Insbesondere mit der steigenden Inflation des Jahres 2022 waren viele Anlageformen von diesem Risiko nachhaltig betroffen, beispielsweise das Sparbuch oder Tagesgeldkonten. Denn trotz positiver Rendite unterliegen solche Geldanlagen der inflationären Geldentwertung, sodass der Gewinn stets unterhalb des aktuellen Geldwerts liegt.
- Wechselkursrisiko: Das Wechselkursrisiko spielt immer dann eine Rolle, wenn eine Geldanlage über unterschiedliche Währungen hinweg gehandelt wird, zum Beispiel durch eine Beteiligung am US-amerikanischen Aktienmarkt: Stellen Sie sich vor, Sie erwerben eine Aktie zum Dollarpreis und möchten Sie nach einigen Monaten oder Jahren verkaufen, in der Zwischenzeit hat der Euro jedoch stark an Wert zugenommen und der US-Dollar ist leicht gesunken. Zum jetzigen Zeitpunkt hat Ihre Aktie leicht an Wert verloren, da Sie sie derzeit nur zu einem unvorteilhaften Preis verkaufen können. In diesem Fall besagt das Wechselkursrisiko, wie hoch der Verlust aufgrund der aktuellen Währungsunterschiede ausfällt.
So nutzen Sie Risikoklassen für Ihr Investment
Dabei müssen Sie sich aber nicht auf nur eine Risikoklasse festlegen: Vielmehr können Sie sich auch auf verschiedene Risikoklassen aufteilen, wenn Ihre Risikobereitschaft das zulässt. Dann können Sie besonders sicherheitsorientierte mit etwas renditeorientierteren Geldanlagen kombinieren und so noch mehr aus Ihrem Anlagebetrag herausholen. Oder Sie setzen stärker auf die Ertragschancen höherer Risikoklassen und nutzen die Stabilität der niedrigeren Risikoklassen dazu, Ihrem Investment ein Sicherheitspolster zu geben.
Diversifikation: Schutz vor Totalverlust
Achten Sie aber gerade hier darauf, dass einzelne Transaktionen häufig mit Kosten verbunden sind: Kaufen Sie am Finanzmarkt also besonders häufig kleinteilig ein, können sich die dadurch entstehenden Gebühren negativ auf Ihre Rendite auswirken. Mit einem Investment in Fonds können Sie dem entgegensteuern: Hier investieren Sie nämlich automatisch in mehrere Vermögenswerte auf einmal – wie beispielsweise mit unserem nachhaltigen Sachwertefonds klimaVest, der in zahlreiche Windkraft- und Solaranlagen gleichzeitig investiert.
Fazit: Die Mischung macht’s
Die verschiedenen Risikoklassen von Fonds und weiteren Geldanlagen helfen nicht nur Finanzberater:innen, sondern auch Ihnen als Anleger:in dabei, eine fundierte und informierte Anlageentscheidung zu treffen. Denn die eine, perfekt auf Sie zugeschnittene Risikoklasse gibt es (vermutlich) nicht. Machen Sie sich also das vielfältige Potential der Risikoklassen zunutze: Ihnen stehen zahlreiche Möglichkeiten offen, um Ihr Investment entweder innerhalb einer oder über verschiedene Risikoklassen hinweg zu diversifizieren – und Ihr Geld so für Sie arbeiten zu lassen, wie es für Sie am besten ist.