Fonds erneuerbare Energien Die nachhaltige Geldanlage im Porträt
21.02.2023 • 9 Minuten Lesezeit
Alle wichtigen Informationen rund um Fonds für erneuerbare Energien und worauf Sie als Anleger:in achten sollten.
- Bei Erneuerbare-Energie-Fonds handelt es sich um sogenannte Themenfonds, die Kapital direkt (z.B. per Direktbeteiligung) oder indirekt (z.B. durch Aktien) in die Erzeugung und den Ausbau erneuerbarer Energien investieren.
- Geschlossene Fonds für erneuerbare Energien sind häufig mit langen Laufzeiten und höheren Anlagerisiken verbunden. Sie investieren das Fondsvermögen meist in ein oder wenige Projekte, beispielsweise den Erwerb eines Solarparks.
- Offene Fonds für erneuerbare Energien können jederzeit erworben sowie verkauft werden und bieten Anleger:innen somit mehr Flexibilität wie auch ein etwas geringeres Anlagerisiko.
- Wenn Fonds für erneuerbare Energien direkt in Sachwerte investieren, agieren sie börsenunabhängig. Somit sind sie freier von börsentypischen Risiken und bieten Anleger:innen – in Kombination mit dem gesetzlich geregelten Einspeisevorrang – eine höhere Wertstabilität.
- Anlagen für erneuerbare Energien sind auf bestimmte Witterungsbedingungen (z.B. ausreichend Wind) angewiesen, um Energie gewinnen zu können. Daraus ergibt sich das Risiko kurz- oder längerfristiger Ausfälle – und damit auch potenzielle Einbußen in der Rendite.
Eine davon: Fonds für erneuerbare Energien. Bislang waren Direktbeteiligungen an Projekten zur Erzeugung erneuerbarer Energie meist einer exklusiven Klientel mit hohen Einstiegssummen vorbehalten. Erneuerbare-Energien-Fonds hingegen machen die Beteiligung an nachhaltigen Projekten zum Klimaschutz schon mit vergleichsweise geringen Summen für Privatanleger:innen zugänglich.
Ein Investment in erneuerbare Energien bietet Anleger:innen dabei nicht nur die Möglichkeit, nachhaltig zu investieren – sondern auch den Zugang zu einer zukunftsfähigen und vielversprechenden Anlageklasse. Denn mit der Abkehr von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen spielen erneuerbare Energien eine tragende Rolle, um der nach wie vor steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Die Bedeutung erneuerbarer Energien ist für Wirtschaft und Politik entsprechend groß. Und damit steigt auch das Interesse am Finanzmarkt: Auch für Privatanleger:innen hält das Segment Erneuerbare Energien mittlerweile attraktive Investmentchancen bereit – beispielsweise in Form von Erneuerbare-Energie-Fonds, auf die es sich in diesem Artikel einen Blick zu werfen lohnt.
Inhalt
Welche erneuerbaren Energien gibt es?
Wind: Stromerzeugung durch Windkraft
Solar: Die Sonne als Energielieferant
In der Theorie reicht die Energie einer 90-minütigen Sonneneinstrahlung auf die Erde sogar aus, um rein rechnerisch den gesamten Weltenergiebedarf eines ganzen Jahres zu decken. Allerdings können modernste Technologien nur einen Bruchteil dieser Energie als Strom und Wärme bereitstellen. Das tut dem Potential von Solarenergie jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil: Vor allem bei deutschen Haushalten, die Energie über Solaranlagen beziehen, ist ein stetiger Anstieg zu verzeichnen.
Biomasse: Vom Kompost zum Energielieferanten
Daher ist Biomasse besonders flexibel einsetzbar und kann außerdem Energiekosten senken: Denn für die Herstellung von Bioenergie können Reststoffe anderer Industrien, wie beispielsweise der Futter- und Nahrungsmittelproduktion, genutzt werden.
Wasser: Energiequelle Wasserkraft
Die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen in Deutschland
Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien² in Deutschland 2000 - 2021
Im ersten Quartal 2022⁴ konnte die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden: Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres (40,4 %) liegt der Stromanteil aus erneuerbaren Energien im Jahr 2022 bei 47,1 %. Insbesondere die Energiegewinnung durch Wind- und Solarkraft stiegen im Vergleich zum Vorjahr merklich an.
Der Strommix in Deutschland 2015 vs. 2021⁵
Mit 234 Milliarden Kilowattstunden trugen erneuerbare Energien 2021 circa 40,2 % zur deutschen Bruttostromerzeugung bei. Windkraft, Biomasse und Photovoltaik stellen dabei die drei produktivsten Energiequellen dar. Insgesamt betrug der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch rund 41 %.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 konnte der Stromanteil aus erneuerbaren Energien sogar noch gesteigert werden: Von circa 252 Milliarden Kilowattstunden Strom, die im ersten Halbjahr produziert wurden, können rund 130 Milliarden Kilowattstunden auf erneuerbare Energien zurückgeführt werden. Das entspricht einem Stromanteil von circa 51,6 %.⁶
Fonds Erneuerbare Energien: Welche Arten gibt es?
Grundsätzlich können Fonds für erneuerbare Energien nach Offenen und Geschlossenen Fonds unterschieden werden:
Geschlossene Fonds Erneuerbare Energien
Solche Investments sind zwar mit hohen Renditechancen, aber gleichzeitig auch mit hohen Risiken verbunden: Da nachhaltige Energiegewinnungsprojekte auf konkrete Umweltfaktoren wie ausreichend Sonneneinfall oder Wind angewiesen sind, können Naturkatastrophen oder standortbedingte Fehlkalkulationen Verluste verursachen.
Auch wird das Kapital in Geschlossenen Fonds meist länger gebunden, sodass Anleger:innen mit langen Laufzeiten von 10 bis 30 Jahren rechnen können. Da die Anzahl der Anleger:innen begrenzt ist, werden recht hohe Mindesteinlagen fällig, die von circa 5.000 Euro bis hin zu sechsstelligen Beträgen reichen. Fonds für erneuerbare Energien kommen meist in Form von geschlossenen Investments vor.
Offene Fonds Erneuerbare Energien
Fonds für erneuerbare Energien investieren meist in eine Vielzahl von Projekten gleichzeitig, die sich über unterschiedliche Regionen und Energiegewinnungsmethoden erstrecken. Damit weisen solche Fonds einen höheren Grad an Diversifikation auf, der zur breiteren Risikostreuung beiträgt. Aktuell gibt es am Finanzmarkt nur wenige Offene Erneuerbare-Energien-Fonds; ein Offener Fonds ist der Impact Fonds klimaVest aus dem Hause Commerz Real. klimaVest investiert das Fondsvermögen in mehr als 25 Wind- und Solaranlagen, verteilt über drei Länder. Mit nur einem Investment können Anleger:innen also in eine Vielzahl von Assets gleichzeitig anlegen.
Die häufigsten Typen von Erneuerbare-Energien-Fonds
Welche Arten von Fonds für erneuerbare Energien es gibt und wie sie sich unterscheiden, erfahren Sie hier:
Klimafonds
Themenfonds
Viele weitere Fonds für erneuerbare Energien spezialisieren sich als Themenfonds auf eine konkrete Art der Energiegewinnung: Dabei handelt es sich zum Beispiel um Solarfonds, Wasserfonds, Bioenergiefonds oder um Fonds mit Investitionen in Windkraft. All diese Arten der Energieerzeugung funktionieren über Anlagen, die mit gesammelten Fondsvermögen erbaut, betrieben und instandgehalten werden können.
Je nach Art des Fonds investieren Anleger:innen dabei in eine oder mehrere solcher Anlagen. Der dort erzeugte grüne Strom wird anschließend in das Stromnetz eingespeist und von verschiedenen Stromanbietern abgenommen. Aus dem daraus entstehenden Gewinn der Anlagen ergeben sich schließlich auch die Renditen, die an die Anleger:innen ausgezahlt werden.
Crowdinvesting
Crowdinvesting-Projekte unterscheiden sich von herkömmlichen Geschlossenen Fonds vor allem dadurch, dass sie für eine breite Masse an Privatanleger:innen zugänglich gemacht werden. Mit vergleichsweise geringen Einstiegssummen ab 100 € oder 500 € können sich Investor:innen an diesen Projekten beteiligen.
Trotzdem bergen auch Crowdinvesting-Projekte erhebliche Risiken, denn auch hier wird – anders als bei Offenen Erneuerbare-Energien-Fonds – meist nur in ein oder wenige Projekte investiert. Ähnlich wie bei Geschlossenen Fonds herrscht deshalb auch beim Crowdinvesting ein erhöhtes Risiko eines Totalausfalls der Anlagesumme.
Impact Fonds
Hier setzen die sogenannten Impact Fonds einen neuen Standard: Diese Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich konkrete Nachhaltigkeitsziele setzen, die mit messbaren Einheiten transparent gemacht werden. So können Anleger:innen nachverfolgen, welchen konkreten Beitrag ihr Investment für den Klimaschutz leistet. Der Impact Fonds klimaVest beispielsweise hat es sich mit seinem aktuellen Portfolio zum Ziel gesetzt, über 250.000 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen sowie über 1.000 GWh grünen Strom zu erzeugen.
Weitere Typen von Fonds für erneuerbare Energie
Bei solchen Fonds sollten Anleger:innen jedoch vorsichtig sein, denn bei diesen Anlagemöglichkeiten wird tatsächliche Nachhaltigkeit nicht garantiert: Vor allem bei breit gestreuten Fonds wie Aktienfonds oder ETFs landen immer wieder Unternehmen im Portfolio, die zum Beispiel per Best-in-Class-Ansatz als nachhaltige Geldanlage ausgewählt wurden. Doch damit ist wenig gesagt, denn dabei kann es sich beispielsweise um Unternehmen aus der Fossilbrennstoffindustrie handeln, die nur im Vergleich zu ihren Mitstreitern als nachhaltig gelten. Wer also besonderen Wert auf die Nachhaltigkeit der eigenen Geldanlagen legt, muss bei breiter gestreuten Produkten deutliche Abstriche machen.
Und damit nähern wir uns der nächsten Frage zu Erneuerbare-Energie-Fonds:
Wie nachhaltig sind Fonds für erneuerbare Energien?
Deshalb definierten die Vereinten Nationen im Brundtland-Bericht 1987 eine nachhaltige Entwicklung als solche, die die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne dadurch die Bedürfnisse künftiger Generationen zu gefährden. Neben dem reinen Klima- und Umweltschutz gehören dazu auch Menschenrechte, gute Arbeitsbedingungen und eine faire Unternehmensführung.
Die ESG-Kriterien, die sich im Finanzbereich mittlerweile als Standard nachhaltigen Wirtschaftens herausgebildet haben, umfassen daher neben Umwelt (Environmental) auch die Kriterien Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance).
Sollen also Erneuerbare-Energien-Fonds auf ihre ökologische Nachhaltigkeit hin bewertet werden, liegt der Fokus dafür auf dem E in ESG, also der genaueren Betrachtung der Umweltfaktoren.
Für die Bewertung der Nachhaltigkeit eines Fonds für erneuerbare Energien kommt darüber hinaus die Messbarkeit und Zielsetzung infrage, denn Strom oder Wärme können in ihrer Erzeugung recht genau gemessen werden. Doch oft setzen sich Fondsanbieter keine konkreten Ziele, wie viel Strom erzeugt oder welche Schadstoffmenge eingespart werden soll. Damit fehlt auch die Kommunikation an die Anleger:innen, die so keinen genauen Überblick über die tatsächliche Wirkung ihrer Investition haben.
Impact Fonds bieten daher eine gute Möglichkeit der nachhaltigen Geldanlage, da sie ihren Einfluss auf die Realwirtschaft messen, dokumentieren und kommunizieren.
Chancen und Risiken von Erneuerbare-Energien-Fonds: Gut für die Welt oder nur gut für Ihr Gewissen?
Die Chancen von Fonds für erneuerbare Energien
Wer Kapital in Anlagen zur nachhaltigen Stromerzeugung investiert, unterstützt außerdem den Aufbau und den Betrieb grüner Sachwerte. Als Investor:in in einen Geschlossenen Fonds beteiligen Sie sich an einer Unternehmensgesellschaft und zählen deshalb zu den Besitzer:innen von zum Beispiel Solar- oder Windparks. Damit üben Sie einen direkten positiven Einfluss auf die Realwirtschaft aus.
Der Ausbau von Anlagen zur nachhaltigen Stromerzeugung wird darüber hinaus auch gesetzlich gefördert: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sorgt mit dem sogenannten Einspeisungsvorrang dafür, dass Strom aus erneuerbaren Energien bevorzugt ins Stromnetz eingespeist und verbraucht wird. Dafür werden Stromnetzbetreiber dazu verpflichtet, den Strom aus Anlagen für erneuerbare Energien vorrangig in ihr Netz einzuleiten. Je mehr regenerativer Strom also produziert wird, desto weniger Strom aus fossilen Brennstoffen fließt ins Stromnetz. Dadurch wird der Strompreis gesichert, CO2 eingespart und die nachhaltige Stromerzeugung gefördert.
Zudem haben Sachwertefonds wie Erneuerbare-Energie-Fonds häufig den entscheidenden Vorteil, dass sie börsenunabhängig sind – und damit im Vergleich zu konventionellen Wertpapieranlagen deutlich weniger unter Marktschwankungen, Inflation oder Wechselkursrisiken leiden. Sachwerteinvestitionen in Form von Offenen Fonds erweisen sich damit als stabiler und bieten grundsätzlich eine gute und solide Basis für ein diversifiziertes Portfolio.
Erneuerbare-Energien-Fonds sind allerdings auch mit einigen Nachteilen verbunden, die potenziellen Anleger:innen bewusst sein sollten:
Die Risiken von Fonds für erneuerbare Energien
Zudem kommen auch hier die spezifischen Risiken Geschlossener Fonds zum Tragen. Denn Miteigentümer:innen solcher Anlagen beteiligen sich nicht nur an den Renditechancen, sondern auch an den Risiken des Investments, die bis hin zum Totalverlust des Anlagevermögens reichen. Beispielsweise können unvorhergesehene Reparaturen, Störungen der technischen Abläufe oder Lieferengpässe dafür sorgen, dass es in Energiegewinnungsanlagen zu Betriebs- oder Ertragsausfällen kommt. Damit wird auch das Kapital der Anleger:innen gefährdet.
Auch die langen Kapitalbindungen Geschlossener Fonds bedeuten für viele Anleger:innen einen Nachteil. Zwar ist es möglich, die eigenen Anteile am Zweitmarkt an einen sogenannten Ersatzinvestor zu verkaufen, doch solche Transaktionen sind meist an hohe Verluste geknüpft.
Fonds für erneuerbare Energien: Ein nachhaltiges Investment mit wissenswerten Risiken
Doch vor allem im Bereich der Geschlossenen Erneuerbare-Energien-Fonds stoßen Anleger:innen auf Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten. Deshalb ist es wichtig, die eigene Risikobereitschaft zu reflektieren, bevor eine Anlageentscheidung getroffen wird.
Neben direkten Investments können aber auch indirekte Anlagen wie ETFs oder Aktienfonds infrage kommen, wobei die tatsächliche Nachhaltigkeit der Anlage gezwungenermaßen wieder in den Hintergrund rückt. Denn um einen ETF wirklich auf seine Nachhaltigkeit hin zu überprüfen, müssen Sie einiges an Zeit und Energie investieren.
Wer also nachhaltig investieren, aber dafür kein zu hohes Risiko eingehen möchte, sollte sich Offene Fonds für erneuerbare Energien genauer ansehen: Eine Anlage gestaltet sich hier im Vergleich zu Geschlossenen Fonds deutlich anlegerfreundlicher und risikoärmer.
Wie kann ich in erneuerbare Energien investieren?
Warum in erneuerbare Energien investieren?
Wie viel investiert Deutschland in erneuerbare Energien?
Kann man in Strom investieren?
Was ist die beste erneuerbare Energie?
Welche Unternehmen profitieren von der Energiewende?
Wie viel Prozent erneuerbare Energie wurde in Deutschland 2019 produziert?
¹ AGEE: https://www.unendlich-viel-energie.de/erneuerbare-energie/wasser
² https://www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/grafiken/entwicklung-der-stromerzeugung-aus-erneuerbaren-energien
³ https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_116_43312.html
⁴ https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/06/PD22_233_43312.html
⁵ https://www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/grafiken/grafik-dossier-strommix-2015-2020
⁶ https://strom-report.de/strom/
⁷ https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Navigation/DE/Service/Erneuerbare_Energien_in_Zahlen/Aktuelle-Informationen/aktuelle-informationen.html
⁸ https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/erneuerbare-energien.html