Nur für Berater*innen, keine Weitergabe an Kund*innen Neues Leuchtturmprojekt für die deutsche Solarindustrie

09.11.2023 5 Minuten Lesezeit

klimaVest: Redakteurin Annemarie Zahn
Annemarie Fountoukas
Redakteurin

Bevor wir uns den Leuchtfeuern einer hoffnungsvollen deutschen Solarinitiative zuwenden, sei ein kurzer Rückblick erlaubt – zurück in den März 2011, als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel unter dem Eindruck der verheerenden Reaktorkatastrophe von Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie verkündete. Das war insofern bemerkenswert, als ihre schwarz-gelbe Koalition ein Jahr zuvor den von der rot-grünen Vorgängerregierung beschlossenen Atomausstieg rückgängig gemacht hatte. Doch trotz erneut beschlossenem Ausstieg aus der Kernkraft wurden die Förderungen für Solarstrom massiv zurückgefahren. Und so flossen in den Jahren 2015 und 2016 gerade mal ein Fünftel der Gelder in die aufkeimende Branche als noch 2010/2011. Zeitgleich stellte Chinas Regierung ihren Solar- und Windfirmen zinslose Kredite zu Verfügung – mit dem Ergebnis, dass das Reich der Mitte den weltweiten Markt für erneuerbare Energien – insbesondere im Bereich Photovoltaik – dominiert.

Die Intersolar 2023 markiert das Wiedererstarken der Branche

Dennoch hat sich die deutsche Solarbranche seitdem weiterentwickelt, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Welche positiven, ja selbstbewussten Signale von der wiedererstarkten Branche hierzulande ausgehen, war auf der diesjährigen Intersolar in München zu spüren: Stromspeicher, Biosolarzellen, grüner Wasserstoff, Ladeboxen für Elektroautos, der Aufbruch in eine neue Energiewelt war allgegenwärtig. Wer noch einmal nachlesen möchte – hier geht es zu unserem Artikel von Juli. Vor allem der Osten Deutschlands will die Energiewende als Sprungbrett für den Ausbau regionaler Kapazitäten nutzen. So war es auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der am 29. September 2023 die Vertreter aus den Bundesländern mit bedeutenden Produktionsstandorten der Solarindustrie gemeinsam mit Branchenvertretern und Unternehmen zu einem Solargipfel in Berlin empfing. 

Förderprogramme als Starthilfe und Impulsgeber

Von daher mag es kaum verwundern, dass ein Konsortium aus drei ostdeutschen Solarfirmen eine Solarproduktion mit einer Leistung von 5.000 Megawatt jährlich hochziehen will. Um größtmögliche Unabhängigkeit von globalen Anbietern – insbesondere China – sicherzustellen, sollen Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro in eine integrierte Wertschöpfungskette vom Grundstoff Silizium bis zum fertigen Solarmodul fließen. Das Silizium und die Solarzellen sollen in Frankfurt/Oder gefertigt werden, das Solarglas in Tschernitz in der Lausitz und die montagefähigen Module dann im thüringischen Langenwetzendorf. Ob mit Projekten wie diesem die Rückkehr Deutschlands in die Weltelite der Photovoltaik-Produzenten gelingt, hängt sicher auch von der Förderpolitik ab.

„Inflation Reduction Act“ als Inspiration und Vorbild

Und auch dort tut sich etwas. Das Bundeswirtschaftsministerium plant eine neue Förderung für Unternehmen, die Solarproduktionen in Deutschland auf- oder ausbauen wollen. An der Bundesrahmenregelung zur Förderung des Produktionsaufbaus für die Solarbranche und andere Technologien wie Großwärmepumpen oder Elektrolyseure zur Wasserstoffproduktion wird bereits fleißig gearbeitet. Im Juni startete dazu ein Interessenbekundungsverfahren. Das kommt nicht von ungefähr. Schließlich hält Wirtschaftsminister Robert Habeck die Photovoltaik für eine „zentrale Transformationstechnologie“, die es im Interesse der wirtschaftlichen Sicherheit zu fördern gelte. Das erwähnte ostdeutsche Konsortium hat sein Projekt bereits eingereicht.

Inspiriert wurde Habeck wohl von Joe Bidens „Inflation Reduction Act“ – dem 370 Milliarden Dollar schweren US-Förderprogramm, mit dem der US-Präsident die Ansiedlung moderner Industrien vorantreibt. Im internationalen Wettbewerb kann die deutsche Solarenergiebranche sicherlich jeden Rückenwind gebrauchen.