Luftaufnahme des
  klimaVest-Assets Windparks Freckenfeld in der Abenddämmerung.

Interview mit Daniel Brendel „Technisch anspruchsvoll, strategisch spannend“: Ein Vor-Ort-Interview zum Windpark Freckenfeld

6 Minuten Lesezeit

Ein Windpark entsteht nicht über Nacht – und schon gar nicht im Alleingang. Hinter jeder einzelnen Windkraftanlage steckt ein Zusammenspiel aus Planung, Genehmigung, Technik, Finanzierung und viel Teamarbeit. Genau das zeigt das Projekt Freckenfeld. Projektleiter Daniel Brendel von EnBW hat uns vor Ort herumgeführt und Einblicke in den Bau und Betrieb gegeben. Von seinen Erfahrungen erzählt er im Interview.

Daniel, wie viele Windräder stehen in Freckenfeld – und wie viel Strom können sie pro Jahr erzeugen?  

Hier im Windpark Freckenfeld in der gleichnamigen rheinland-pfälzischen Gemeinde drehen sich derzeit sechs Anlagen vom Typ Nordex N 131 mit einer Leistung von jeweils rund 3,3 Megawatt. Anders gesagt: Jedes Jahr versorgen wir etwa 15.000 Haushalte mit nachhaltigem Strom¹.

Was macht den Windpark Freckenfeld aus technischer und strategischer Sicht besonders? 

Der Windpark ist 2017 ans Netz gegangen – die Anlagen gehören damit zur neuesten Generation. Für unser Team, das teils seit Jahrzehnten mit Windenergie arbeitet, bedeutet das: umdenken, umlernen, weiterentwickeln.

Strategisch ist die Eigentümerstruktur bemerkenswert. Der Park gehört nicht einem einzigen Betreiber, sondern mehreren Beteiligten – darunter auch klimaVest, welches zur Commerz Real Gruppe gehört. Das bedeutet intensive Abstimmung und enge Zusammenarbeit mit vielen Partnern. Aber genau das zeichnet das Projekt auch aus. Für uns ist es sehr schön, nicht nur die finanziellen Energien zu bündeln, sondern auch einen gemeinsamen Beitrag durch Produktion von Strom aus erneuerbaren Energiequellen zur Energiewende zu leisten. So macht Teamwork besonders viel Spaß! 

Was ist wichtig für eine gute Partnerschaft im Windenergiesektor – und was bringt die Commerz Real Gruppe in diesem Zusammenhang mit? 

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Im Portrait

Daniel Brendel

Daniel Brendel ist Teamleiter Erneuerbare Wind Onshore bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG und dort für die Instandhaltung mitverantwortlich.  


Ein Blick in euer Projekttagebuch: Was war für dich bisher das größte Highlight?  

Ganz klar: die Zusammenarbeit im Team. Wir sind ein junges, motiviertes Team mit viel Energie – da wird jeder Projektschritt fast automatisch zum Highlight. Die Aufgaben machen Spaß, weil alle mitziehen und man merkt, dass wir gemeinsam etwas bewegen. 

Welche Wirkung hat der Windpark auf die Region – wirtschaftlich, ökologisch, gesellschaftlich? 

Wirtschaftlich stärken wir die Region durch neue Arbeitsplätze und eine höhere lokale Wertschöpfung – das Potenzial vor Ort wird richtig genutzt. Ökologisch leisten wir gemeinsam einen aktiven Beitrag zur Energiewende durch Produktion von Strom aus einer erneuerbaren Energiequelle – Wind. Und gesellschaftlich? Da ist es vor allem die Bürgerbeteiligung, die zählt – sowohl beim erzeugten Strom als auch bei den wirtschaftlichen Effekten.

Was sind aus deiner Sicht aktuell die größten Herausforderungen für den weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland? 

Ein zentrales Thema ist die Verfügbarkeit geeigneter Flächen – diese zu finden, ist oft schwieriger als gedacht, selbst wenn die Akzeptanz vor Ort da ist. Auch die langen Genehmigungsverfahren sind eine echte Hürde.

Hinzu kommen der Netzanschluss und die Integration ins Stromnetz – je nach Region gibt es da sehr unterschiedliche Voraussetzungen, die einiges an Abstimmung erfordern. Und dann natürlich der Netzausbau… Ein Riesenthema für sich.

Aber selbst damit ist es noch nicht getan: Wir brauchen künftig auch leistungsfähige Speicherlösungen, ohne die ein weiterer Ausbau auf Dauer kaum funktionieren wird. 

Wie sieht für dich die Windenergie-Landschaft der Zukunft aus – und was braucht es dafür?

Dezentral, technologisch ausgereift, mit intelligenten Speicherlösungen – und breit akzeptiert in der Gesellschaft. Die Windenergie der Zukunft funktioniert im Einklang mit Natur, Mensch und Region. Klingt ambitioniert? Vielleicht. Aber für mich ist das der Weg. 

Schätzfrage zum Schluss: Wie oft hast du schon die Windrad-Aussicht live erlebt? 

Ich bin jetzt seit über 10 Jahren dabei – da kommt ganz schön was zusammen. Wie oft genau? Keine Ahnung, das habe ich längst aufgehört zu zählen. 
Windpark Freckenfeld²

Key Facts

Aufnahme von fünf
  Windrädern des klimaVest-Assets Windpark Freckenfeld im Sonnenlicht.

 

  • Betreiber: EnBW
  • Am Netz seit: 2018
  • Im Besitz von klimaVest ELTIF seit: 2021
  • Größe: 100 Hektar
  • Produktion: 50 GWh Strom pro Jahr
  • Nennleistung: 19,8 MW



Als klimaVest ELTIF den Windpark Freckenfeld im Jahr 2021 in das Portfolio aufnahm, war die Anlage bereits ein fester Bestandteil der regionalen Energielandschaft. Die Genehmigung des Flächennutzungsplans erfolgte Ende 2016 – nach umfassender Prüfung der Vereinbarkeit mit Natur- und Umweltschutz. Nur zwei Jahre später ging der Windpark ans Netz.

Heute versorgen die sechs Windkraftanlagen rund 15.000 Haushalte mit Strom. Die Abnahme ist über die gesetzliche Einspeisevergütung für 20 Jahre gesichert. Außerdem profitieren die Bürger:innen auch wirtschaftlich: Über ein Beteiligungsmodell der EnBW können sie sich finanziell am Projekt beteiligen – per Nachrangdarlehen ab 1.000 Euro, mit einer Laufzeit von sieben Jahren und 2,5 % Zinsen.

Und es soll weitergehen: Ein Gemeinderatsbeschluss vom 30. März 2023 ebnet den Weg für bis zu vier weitere Anlagen. Für uns ist Freckenfeld ein Vorzeigeprojekt, weil es zeigt, wie Energiewende gelingt, wenn alle an einem Strang ziehen: Betreiber, Gemeinde, Eigentümer und Umweltschutz.

¹ Berechnet basierend auf der Annahme dass ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland ca. 3,365 MWh pro Jahr verbraucht (Quelle: 5Electricity consumption per dwelling | Electricity dwelling | ODYSSEE-MURE)
² https://klimavest.de/de/wissen/blog/asset-freckenfeld/