Timo Werner

Timo Werner, Fondsmanager klimaVest „klimaVest soll auf möglichst breiten Schultern ruhen“

30.08.2023 5 Minuten Lesezeit

Als Investitionsstandort bildet Finnland einen Schwerpunkt im klimaVest-Portfolio. Warum ist das so?

Zweifelsohne ist Finnland ein enorm wichtiger Standort im klimaVest-Portfolio. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind rund 40 Prozent in Finnland investiert. Diese Zahl täuscht aber etwas darüber hinweg, dass wichtige kommende Investitionen und Beteiligungen in Deutschland, Schweden und Spanien zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zum Tragen kommen. Insofern läuft es auf eine Diversifizierung des Portfolios auf internationaler Ebene hinaus, denn wir wollen, dass der klimaVest auf möglichst breiten Schultern ruht. Außerdem haben wir in Finnland einen gesunden Mix aus Power Purchase Agreements (PPA), also langfristigen Abnahmevereinbarungen und Börsenvermarktung, sodass der klimaVest auch an dieser Stelle breit aufgestellt ist.

Wie kommt Deutschland beim Ausbau von Solar- und Windkraft voran? Zeigt das nunmehr vor rund einem Jahr (Juli 2022) beschlossene Osterpaket Wirkung? 

Zunächst einmal darf man nicht unterschätzen, dass das Osterpaket immensen symbolischen Wert für die gesamte Erneuerbaren-Branche hatte. Das hat uns im wahrsten Sinne des Wortes Rückenwind gegeben. In der Praxis stehen wir aber noch immer vor der Problematik, dass die Projekte vor Ort in den Kommunen umgesetzt werden müssen. Da treffen wir zunächst auf die in Deutschland weit verbreitete NIMBY*-Haltung, die es uns sehr schwer macht, in der Nähe von Siedlungen Windkraftanlagen zu errichten. Und dann kommt zusätzlich die Bürokratie ins Spiel. Momentan haben wir es mit Planungs- und Genehmigungsverfahren von drei bis vier Jahren zu tun. Wir brauchen an dieser Stelle also dringend eine Beschleunigung. Und wir brauchen neue Lösungen, um vor Ort mit den Menschen und den Kommunen ins Gespräch zu kommen.

NIMBY bedeutet...

... ausgeschrieben „not in my backyard“. Ins Deutsche übersetzt heißt das „nicht in meinem Hinterhof“. Es handelt sich dabei um eine Einstellung durch die man zwar bestimmte Bauprojekte unterstützt und deren entsprechenden Vorteile auch gerne nutzt, aber keinesfalls in der direkten Nähe haben möchte.

Der Energiemarkt ist sehr dynamisch. Welche strategische Ausrichtung – auch im Hinblick auf neue Technologien – streben Sie für den klimaVest mittel- bis langfristig an?

Kurz- und mittelfristig wird es bei Photovoltaik (PV) und Windkraft bleiben. Momentan sind wir in fünf Ländern investiert. Dieses europaweite Wachstum wollen wir auch in Zukunft beibehalten und dabei von ganz unterschiedlichen PV- und Windstandorten, aber auch von unterschiedlichen Einspeisevergütungssystemen profitieren. Langfristig sind Beteiligungen in Offshore-Windparks denkbar. Wichtig wird darüber hinaus sein, in der Wertschöpfungskette voranzugehen. Wir wollen deshalb stärker als bislang über die Integration von Batteriespeichern nachdenken. Damit könnten überschüssige Stromkapazitäten gespeichert und auch Abregelungen von Erneuerbaren-Anlagen vermieden werden. Ausgespeist werden könnte dann wiederum zu einem Zeitpunkt, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Gleichzeitig könnte so ein Beitrag zur Netzstabilität geleistet werden.