Fakten statt Mythen Bei Windenergie auf Aufklärung setzen - 5 Mythen rund um Windenergie
28.11.2024 • 5 Minuten Lesezeit
Mythos: Windräder schaden den Wäldern
Das Wichtigste vorab: Waldgebiete, die aus besonders wertvollen Laub- und Mischwäldern bestehen oder als ökologische Schutzgebiete ausgewiesen sind, dürfen in Deutschland nicht für die Windenergienutzung verwendet werden. Aktuell sind circa 36 Prozent der Waldfläche von der Nutzung durch Windräder ausgeschlossen.1
Die Flächen, auf denen Windräder stehen dürfen, sind sogenannte forstwirtschaftliche Nutzflächen. Gerade in diesen Regionen kann Windenergie sogar positive Effekte haben.1 Für Windanlagen sind nur kleinflächige Rodungen notwendig; pro Windrad im Schnitt 0,3 Hektar.2 Genutzt werden können dafür auch Flächen, die wegen Schädlingsbefall oder Dürre kahl sind – und davon gibt es einige: Seit 2018 haben Borkenkäfer und Trockenphasen rund eine halbe Million Hektar Waldfläche zerstört.3
Außerdem interessant zu wissen: Rodungen müssen in Deutschland immer ausgeglichen werden.1 Das heißt, an anderer Stelle wird eine entsprechende Anzahl an Bäumen neu gepflanzt.2 Diese Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden beispielsweise auch bei Projekten im Straßenbau durchgeführt.2
Mythos: Windenergieanlagen stören die Anwohner durch Schattenwurf, Blinken und Infraschall
Richtig ist, dass Windenergieanlagen, die mehr als 100 Meter in den Himmel ragen, nachts Lichtsignale abgeben müssen. Das ist notwendig, damit sie für Flugobjekte erkennbar sind. Diese blinkenden Lichter sorgen für Verärgerung bei Anwohnern. Doch mittlerweile gibt es eine neue Lösung, die Besserung verspricht. Der Gesetzgeber hat ein System zugelassen, bei dem die Lichter nur angehen, wenn Flugobjekte erkannt werden. Das kann zu mehr als 90 Prozent weniger Lichtaktivität führen.1
Abhängig vom Wetter und dem Stand der Sonne können Windräder bewegte Schatten werfen, die Anwohner als störend empfinden. Jedoch ist dieser Zustand auf maximal eine halbe Stunde am Tag und 30 Stunden pro Jahr begrenzt. Überschreiten die Beschattungszeiten diese Höchstdauer, muss die Windkraftanlage vorübergehend abgeschaltet werden.2
Liegt der Abstand zwischen einer Windenergieanlage und beispielsweise einem Haus bei mehr als 600 Metern, ist der Infraschall – also der Schall unterhalb der Hörgrenze – nicht zu unterscheiden von dem Pegel, der in der Natur ohnehin vorliegt. Auch bei geringeren Abständen entsteht laut unabhängigen wissenschaftlichen Studien keine zusätzliche Gesundheitsbelastung für Menschen. Dennoch ist es wichtig, Sorgen und Beschwerden von Anwohnern ernst zu nehmen und aufzuklären. Allein die Angst vor möglichen gesundheitlichen Risiken kann bei Betroffenen Symptome hervorrufen – der sogenannte Nocebo-Effekt.3
Mythos: Windräder bedrohen den Natur- und Tierschutz
Der Artenschutz in Deutschland ist streng reguliert – besonders bei bedrohten Arten. Windenergieprojekte ab einer Höhe von 50 Metern unterliegen Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Dabei wird überprüft, ob eine Gefahr für den Natur- oder Artenschutz besteht.2
Doch trotz dieser Bemühungen steht fest: Vögel sterben durch Windräder, etwa weil sie im Flug von den Rotorblättern erfasst werden. Schätzungen von Naturschutzverbänden gehen von rund 100.000 Vögeln im Jahr aus. Diese Zahlen werden jedoch angezweifelt, weil sie auf Zufallsfunden und nicht auf systematischem Monitoring beruhen.4 Zudem befürworten auch die meisten Vogelschützer die Windkraft, da der Klimawandel voraussichtlich für viele Vogelarten eine weitaus größere Bedrohung darstellt als Windräder.4
Mythos: Windenergieanlagen stehen dauernd still
Mythos: Windenergieanlagen alleine können die Stromversorgung nicht sicherstellen
Aktuell ist in Deutschland Windkraft die wichtigste Energiequelle. Im vergangenen Jahr stammten 31 Prozent der Stromerzeugung aus Windenergie.5 Die Zahl zeigt jedoch auch: Windkraft funktioniert nur im Verbund mit anderen Energiequellen. Die Bundesnetzagentur und Versorgungsnetzbetreiber setzen daher auf einen Mix von Energieträgern, um größtmögliche Versorgungssicherheit zu gewährleisten.2
Für die Energiewende ist der Ausbau von grüner Energie entscheidend. Eine Studie der Fraunhofer Stiftung zeigt: Basierend auf den Ressourcen in Deutschland ist es möglich, den Bedarf an Strom und Wärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Dies kann durch intelligente Infrastruktur, flexiblen Verbrauch und eine stärkere Elektrifizierung aller Sektoren erreicht werden.6 Entscheidend für die Versorgungssicherheit ist auch der weitere Ausbau der Netze und die Anpassung der Energiemärkte an den steigenden Anteil regenerativen Stroms.2
Windenergie ist aktuell die wichtigste Energiequelle in Deutschland, doch es kursieren viele Halbwahrheiten zum Thema. Ob es um den Schutz von Landschaft und Tieren geht oder um Gesundheit und Wohlbefinden von Anwohnern: Moderne Technik, strenge Auflagen und Ausgleichsmaßnahmen sorgen dafür, dass Windkraftanlagen verantwortungsvoll betrieben werden. Aufklärung ist ein wichtiger Hebel, um unbegründete Ängste gegenüber dieser nachhaltigen Energiequelle aus dem Weg zu räumen und damit die Energiewende voranzubringen.
Quellen:
2 https://verwaltungsportal.hessen.de/sites/default/files/media_documents/0458_mythen_und_wahrheiten_windkraft_A4_062016.pdf
4 https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-sterben-voegel-durch-windraeder,TAntN2S
5 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/03/PD24_087_43312.html