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Ein ehrgeiziges Ziel und die Realität Deutschland im Fokus – Wie steht es bei uns um den Ausbau erneuerbarer Energien?

28.10.2024 5 Minuten Lesezeit

Nur für Berater*innen, nicht zur Weitergabe an Kund*innen

Das Bundes-Klimaschutzgesetz schreibt es schwarz auf weiß fest: Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland Treibhausgasneutralität erreicht haben¹. Ein ehrgeiziges Ziel, das ohne den Umbau der Energieerzeugung auf erneuerbare Energieträger kaum zu erreichen sein wird. Entsprechend soll ihr Anteil am Stromverbrauch bis 2030 die Marke von 80 Prozent erreichen.

Für viel Aufsehen sorgte unlängst die Meldung, dass 2023 erstmals mehr als die Hälfte des in Deutschland generierten Stroms aus regenerativen Quellen stammte. Etwa 160 Gigawatt elektrische Energie wurde aus Sonne, Wind und Biomasse erzeugt. Das sind gut 20 Gigawatt mehr als im Vorjahr und doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Der Ausbau der erneuerbaren Energieträger ist außerdem den Daten zufolge überwiegend im Soll oder darüber, um die Ziele des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auch zu erreichen.² 

Was die positiven Zahlen wirklich aussagen

Das Land scheint also auf einem guten Weg, die gesetzlich verankerten Ziele auch zu erreichen. Aber ist dem tatsächlich so? Expertinnen und Experten äußern sich derzeit zu dieser Frage grundsätzlich positiv, allerdings mit einem deutlichen Aber. Die Tendenz stimme nach einigen Jahren eher langsamen Ausbaus wieder. Abzulesen sei diese nicht nur an der gestiegenen Zahl neu errichteter Anlagen. Es wurden auch mehr Baugenehmigungen beantragt und erteilt, was einen Ausblick in die zukünftige Entwicklung erlaubt. ³

Gute Aussichten bei der Solarenergie

Einig sind sich die Befragten darin, dass der Ausbau schneller vonstattengehen muss, sollen die Ziele erreicht werden. Mit Blick auf die beiden hierzulande wichtigsten regenerativen Energieträger Wind- und Solarenergie steht letztere verhältnismäßig gut da. So wurden 2023 mehr als eine Million neuer Photovoltaik-Anlagen mit einer Spitzenleistung von 14 Gigawatt installiert. Auf den ersten Blick eine beeindruckende Zahl, die sich auch durch die steigende Beliebtheit der sogenannten Balkonkraftwerke erklärt.

Mehr als 230.000 dieser Solarpanels wurden vergangenes Jahr in Betrieb genommen. Ihr Anteil an den 14 Gigawatt beträgt aber unter zwei Prozent, obwohl die Hälfte dieser Leistung im Heimbereich generiert wird. Gut ein Drittel des Stroms entsteht in der freien Fläche und etwa 20 Prozent auf den Dächern gewerblicher Immobilien wie etwa Hallen. Hier wie auch auf den Dachflächen von Mietshäusern sehen Expertinnen und Experten noch viel brachliegendes Ausbaupotenzial.⁴

So wurden 2023 mehr als eine Million neuer Photovoltaik-Anlagen mit einer Spitzenleistung von 14 Gigawatt installiert.
Auch in der Fläche müssten ihnen zufolge mehr Photovoltaik-Anlagen entstehen, um die geschätzten zusätzlichen 30 Gigawatt pro Jahr zu erreichen, die zum Einhalten der Ziele aus dem Pariser Abkommen nötig wären. Ein Ausbautempo, das aber nicht für unmöglich gehalten wird, zumal die Branche in Person des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, von einem anhaltenden Boom spricht. In Kombination mit staatlicher Förderung sorgen weiter anziehende Strompreise dafür, dass gut 1,5 Millionen Immobilienbesitzer eine Solaranlage auf der eigenen Dachfläche planen. Um diese Geschwindigkeit beizubehalten, sind laut BSW allerdings bessere Wärme- und Stromnetze sowie ein fortschreitender Bürokratieabbau Voraussetzung.⁵

Viel Luft nach oben bei der Windenergie

Anders stellt sich das Bild bei der Windenergie dar. Bis zum Jahr 2030 sieht die Bundesregierung neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 145 Gigawatt vor. Allein 115 Gigawatt davon sollen an Land erzeugt werden. Um diese Zahl zu erreichen, müssten Monat für Monat Windräder mit einer Leistung von knapp 700 Megawatt neu aufgestellt werden. Eine Statistik der Bundesnetzagentur weist für die ersten acht Monate 2024 lediglich einen monatlichen Onshore-Nettozuwachs von etwas mehr als 163 Megawatt aus.⁶
Balkendiagramm mit monatlichem Leistungszubau von Windenergie an Land in Deutschland 2024

Jedoch gibt es auch im Bereich Windenergie Grund für Optimismus. 2023 wurden bundesweit knapp 1.500 neue Windräder mit einer Gesamtleitung von fast acht Gigawatt genehmigt.⁷  Das zu langsame Ausbautempo ist aber nur ein Problem in diesem Bereich. Die räumlich ungleich verteilte Erzeugung ist ein anderes. Zu wenig Windstrom wird im Süden der Republik erzeugt, wo er ebenfalls gebraucht wird.

Zu wenig Windenergie im Süden

Die Ursache hierfür ist nicht ausschließlich im geringeren Wind-Aufkommen in Süddeutschland zu suchen. Gesetzliche Vorschriften etwa in Bayern und Thüringen führten dazu, dass ein gutes Fünftel der bundesdeutschen Landflächen quasi windradfreie Zone sind, so Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme in Berlin.⁸  Mangelnde Investitionsanreize tun das Ihre dazu.

Dieses Nord-Süd-Gefälle bringt verschiedene kostspielige Nebenwirkungen mit sich. So muss die Elektrizität aufwändig durch hunderte Kilometer lange, meist noch im Bau befindliche Stromleitungen vom Erzeuger zum Verbraucher transportiert werden. Bis diese fertiggestellt sind, kommt immer wieder sogenanntes Engpassmanagement zum Einsatz. Dieses führt beispielsweise zu der Situation, dass Windräder im Norden bei starkem Wind abgeschaltet werden müssen, weil die entstehende Energiemenge nicht abtransportiert, verbraucht oder gespeichert werden kann. Umgekehrt müssen im Süden konventionelle Kraftwerke hochgefahren werden, wenn dort zu wenig grüner Strom vorhanden ist.⁹

klimaVest in Deutschland

Das Portfolio von klimaVest spiegelt dieses Gefälle ebenfalls wider, allerdings in umgekehrter Richtung. Der überwiegende Teil unserer deutschen Anlagen ist eher im Süden der Republik angesiedelt. Auch sind zwei unserer drei größten und leistungsstärksten Assets südlich des Mains zu finden, namentlich im südpfälzischen Freckenfeld und in Bühlertann im Landkreis Schwäbisch Hall. Am Ausgleich des Stromdefizits der südlichen Bundesländer wollen wir von klimaVest ebenfalls zukünftig mitwirken: Investitionen in Leitungsnetze und Stromspeicher stehen weit oben auf der Agenda unserer Expertinnen und Experten.