Es wird in einer Schneelandschaft der Windpark Torvenkylä dargestellt.

Das Portfolio wächst klimaVest erwirbt weiteren Windpark in Finnland

19.04.2023 5 Minuten Lesezeit

klimaVest hat es wieder getan und nach dem Erwerb eines Windparks mit 58,8 Megawatt (MW) im Sommer 2021 nun erneut eine Anlage, mit 39,9 MW westfinnischen Region Pohjois-Pohjanmaa angekauft. Tatsächlich kann klimaVest im Land der tausend Seen aus dem Vollen schöpfen. Während im Jahr 2021 lediglich 141 Windkraftanlagen in Betrieb genommen wurden, waren es im Folgejahr bereits 437. Damit stieg die Windkraftkapazität allein im Jahr 2022 um 75 Prozent auf 2430 Megawattstunden.1

Dieser Highspeed-Ausbau ist ganz im Sinne der finnischen Regierung, die bis zum Jahr 2035 kohlenstoffneutral sein will 2  – und das, obwohl Berechnungen zufolge die Gesamtnachfrage durch Elektrifizierung von Verkehr und Industrie bis dahin um weitere 20 Prozent steigen wird. Selbst eine vollständige Dekarbonisierung ist laut einer Studie des finnischen Innovationsfonds SITRA bis 2050 realistisch.3

Wo die Energiewende Schule macht

Ein Grund für so viel Ehrgeiz mag die Sensibilisierung junger Menschen bereits während des Studiums sein. Dass dies ein cleverer Ansatz ist, hat man auch in Deutschland erkannt und macht zu diesem Zweck mit Finnland gemeinsame Sache. So reiste im Februar dieses Jahres eine Gruppe Studierender der Hochschule Stralsund (HOST) ins finnische Kotka gemacht, um dort Studierende der South-Eastern Finland University of Applied Sciences (XAMK) zu treffen. Die Kooperation hat bereits Tradition. Diesmal ging es unter anderem um die Frage, welche Strategien andere Länder beim Ausbau erneuerbarer Energien verfolgen. 

Gamification als Impulsgeber

Statt darüber zu diskutieren, wurden unterschiedliche Szenarien in dem von Tilman Langner entwickelten Energie-und-Klimasimulationsspiel „Krafla“ durchgespielt.4  Dabei erhalten Energieunternehmen aus sechs Ländern in einer fiktiven Welt die Aufgabe, durch den Kauf und Betrieb von Kraftwerken Gewinne zu erwirtschaften. Die Studierenden vertraten in sechs Gruppen jeweils einen Energieversorger und übernahmen verschiedene Rollen im Unternehmen. Ihr Ziel – und damit der Gewinn – bestand darin, den höchsten relativen Unternehmenswert zu erreichen.

Dabei durfte in Summe eine bestimmte Obergrenze an Treibhausgasemissionen nicht überschritten werden. Erschwerend kamen unterschiedliche Ausgangspositionen hinzu – angefangen bei Unternehmen aus Industrienationen mit hohem Kraftwerksbestand bis hin zu Versorgern aus Entwicklungsländern mit einem kleinen Kraftwerkspark. Allen gemeinsam war hingegen ein hoher Anteil an fossilen Kraftwerken. Gespielt wurde im Fünf-Jahres-Rhythmus, dann bilanziert, diskutiert und entschieden. Am Ende ist die „Rettung der Welt“ geglückt – wenn auch knapp, wie die Teilnehmer zugaben.5

Die Aktivisten-Gruppe der emsigen Omas

Doch es ist keineswegs nur die jüngere Generation, die dem Klimawandel etwas entgegensetzen möchte. Im Jahr 2019 haben zwölf finnische Seniorinnen die Gruppe „Aktivistimummot“ – zu Deutsch: Aktivisten-Omas – gegründet.6 Ihr Ziel: der Enkelgeneration eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Dafür gilt es die Natur zu respektieren, Energie zu sparen und alle Arten von Müll zu vermeiden. Um zu klimabewusstem Verhalten zu motivieren, verbreiten die Damen unermüdlich Wissen und Verständnis für Klima und Natur. Was als Kaffeekränzchen begann, ist heute eine generationenübergreifende Bewegung mit 6000 Mitgliedern. 

Der finnische Energiemix: deutlich diversifizierter

Unabhängig vom persönlichen Engagement seiner Landsleute kann Finnland den Verzicht auf Gasimporte leichter verkraften als Deutschland. Zum einen macht Gas nur etwa fünf Prozent des finnischen Energiemixes aus, zum anderen wurde bereits Anfang 2020 die Pipeline „Baltic Connector“ in Betrieb genommen. Damit ist Finnland über Estland an das baltische Gasnetz angebunden, das wiederum über Polen an Zentraleuropa angeschlossen ist. Den insbesondere von der Industrie dringend benötigten Gas-Nachschub liefert seit Dezember 2022 ein schwimmendes Flüssiggasterminal vor Finnlands Küste, das wiederum auch das Baltikum mit Gas versorgt. Zur Diversifikation des Energiemixes tragen darüber hinaus Fernwärme und vier Kernkraftwerke bei.  

Skandinavien steht auch künftig im klimaVest-Fokus

Der von dem internationalen Projektentwickler Energiequelle gerade erworbene Windpark wurde im eingangs beschriebenen Rekordjahr 2022 errichtet, umfasst sieben Turbinen des Typs N163 mit 5,7 Megawatt Leistung sowie einer Höhe von 126,5 Metern und erzeugt rein rechnerisch Ökostrom für rund 15.269 finnische Durchschnittshaushalte. Während die technische und kaufmännische Betriebsführung weiterhin beim Projektentwickler Energiequelle liegt, übernimmt der renommierte Hersteller Nordex die langfristige Vollwartung.

Beim Stromvertrieb setzt Commerz Real wie bisher auf eine Mischung aus langfristigen Stromabnahmeverträgen mit bonitätsstarken Unternehmen und der freien Vermarktung an der Strombörse. Die Skandinavien-Strategie des Fonds darf ebenfalls als gesetzt gelten. „Auch künftig werden wir aktiv Investments in Finnland und skandinavischen Nachbarländern prüfen“, erklärt Timo Werner nach Abschluss dieses jüngsten Deals. Der nächste dürfte bereits mit Spannung erwartet werden.