Wie können Anleger CO2e-Vermeidung und Messbarkeit nachvollziehen?

Der klimaVest fördert die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Wegen seiner niedrigen Produktionskosten wird Strom aus erneuerbaren Energien bevorzugt ins Netz eingespeist. Durch diesen Effekt sorgen erneuerbare Energien europaweit dafür, dass Emissionen, die andernfalls durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern entstanden wären, vermieden werden.¹  Dieser Vermeidungseffekt wird in sogenannten „Vermeidungsfaktoren“ ausgedrückt und länderspezifisch von der „Technical Working Group of International Financial Institutions“ (IFI) veröffentlicht². In Deutschland gilt darüber hinaus der Einspeisevorrang im Rahmen des Erneuerbaren Energien Gesetzes³, durch den Strom aus regenerativen Quellen im Stromnetz bevorzugt abgenommen wird (sofern die Netzstabilität gewährleistet ist). Beim Ermitteln der CO2e-Vermeidung⁴ des Klimavest-Portfolios werden auch die Emissionen aus den Materialien und dem Bau der Wind- und Solarparks des Fonds einberechnet.

Die Berechnung der vermiedenen CO2e-Emissionenbasiert auf international etablierten Standards und beruht dabei auf folgenden Schritten:

  1. Zunächst wird die Menge des von den erneuerbaren Energien-Anlagen erzeugten Stroms erfasst, der rückblickend tatsächlich in die Stromnetzte eingespeist wurde. Diese Strommengen werden in Megawattstunden gemessen.
  2. In einem zweiten Schritt werden die landesspezifischen Vermeidungsfaktoren der Technical Working Group of International Financial Institutions (IFI) abgerufen. Diese Vermeidungsfaktoren basieren auf dem Combined Margin Approach der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), welcher im Clean Development Mechanism des Kyoto Protocols zur Quantifizierung von Emissionsreduktion von Energieerzeugungsprojekten Anwendung findet (ACM0002⁵). Das UNFCCC-Rahmenwerk gilt als weltweit anerkannter Standard zur Berechnung von Emissionsvermeidung durch erneuerbare Energien Projekte.
  3. Die CO2-Bruttovermeidung pro Jahr ergibt sich aus der Multiplikation des eingespeisten Stroms in Megawattstunden (aus Schritt #1) mit dem Vermeidungsfaktor (aus Schritt #2).
  4. Die CO2e-Emissionen der Vorkette, das heißt aus Materialien und Bau, werden abgerufen, indem die technologieabhängigen Vorkettenemissionsfaktoren des Umweltbundesamtes mit den produzierten Megawattstunden multipliziert werden. Diese Vorkettenemissionsfaktoren sind technologiespezifisch ebenfalls öffentlich zugänglich⁶.
  5. Die endgültige CO2-Nettovermeidung ergibt sich aus der CO2e-Bruttovermeidung (aus Schritt #3) abzüglich der Vorkettenemissionen (aus Schritt #4).
  6.  

    Der klimaVest berichtet in seinen Pflichtpublikationen wie dem Jahresbericht über die errechnete CO2-Vermeidung. So werden eingespeiste Strommengen und die damit verbundene CO2e-Vermeidung für Anleger transparent und nachvollziehbar.

    Hinweis: Während eingespeister Strom physikalisch messbar ist, bleibt CO2-Vermeidung naturgemäß ein errechneter Wert, der Annahmen darüber trifft, wie sich die Stromerzeugung ohne die Einspeisung einer erneuerbare Energien-Anlage entwickelt hätte und dies mit dem Szenario der tatsächlich erfolgten Einspeisung ins Verhältnis setzt.

¹„Das Merit-Order-Prinzip bevorteilt die Stromerzeuger mit geringen variablen Kosten (zumeist aus erneuerbaren Energien) und unterstützt damit die Wettbewerbsfähigkeit dieser.“ (Quelle: „Merit Order“, Deutscher Bundestag, 2022, https://www.bundestag.de/resource/blob/922150/ef7b04eda9b6b5034876248539891467/WD-5-111-22-pdf-data.pdf, zuletzt abgerufen 16.02.2023)

² IFI TWG - List of methodologies | UNFCCC: https://unfccc.int/climate-action/sectoral-engagement/ifis-harmonization-of-standards-for-ghg-accounting/ifi-twg-list-of-methodologies, zuletzt abgerufen am 17.02.2023

³ Erneuerbare Energien Gesetz: http://www.gesetze-im-internet.de/eeg_2014/BJNR106610014.html#BJNR106610014BJNG000200000, zuletzt abgerufen 17.02.2023

⁴ Neben Kohlenstoffdioxid (CO2) sind weitere Treibhausgase (klima-)relevant: U.a. Methan (CH4), Lachgas (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFCs), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstoff Trifluorid (NF3). Diese weiteren Treibhausgase haben eine stärkere Klimawirkung im Vergleich zu CO2 (z.B. wirkt 1 t Methan wie 28 t CO2, Quelle: GHG Protocol: https://www.ghgprotocol.org/sites/default/files/ghgp/Global-Warming-Potential-Values%20%28Feb%2016%202016%29_1.pdf, zuletzt abgerufen 17.02.2023). Die Einheit CO2-Äquivalent (CO2e) berücksichtigt diese Tatsache und macht die Verrechnung verschiedener Treibhausgase möglich

⁵ UNFCCC: Grid-connected electricity generation from renewable sources (https://cdm.unfccc.int/UserManagement/FileStorage/AG07ZJQ3EXD42LT5YV9HR16M8KINPO, zuletzt abgerufen 17.02.2023)

⁶ Umweltbundesamt: Emissionsbilanz erneuerbarer Energieträger (https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2021-12-13_climate-change_71-2021_emissionsbilanz_erneuerbarer_energien_2020_bf_korr-01-2022.pdf#page=54, zuletzt abgerufen 17.02.2023)