Arbeiter schaut auf Windräder mit Blick auf die Berge.

Mit Preissicherheit schneller nachhaltig wachsen Power Purchase Agreements 

22.09.2024 8 Minuten Lesezeit

Power Purchase Agreements haben sich in Europa neben Ausschreibungen und Eigenverbrauch zu einer wichtigen Säule des Wachstums im Bereich Photovoltaik entwickelt. Allein in Deutschland ist der Markt für PPA von 2022 auf 2023 um mehr als 300 % gestiegen.
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Marc Böhnke
Managing Director der Evergy Engineering GmbH
So lautet das Fazit von Marc Böhnke, Managing Director der technischen Energieberatung Evergy Engineering GmbH in München, in einem Interview, das wir kürzlich mit ihm über die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Solarindustrie führten. Wer spannende Einblicke in die technologischen Trends der Photovoltaik und die Perspektiven für Investoren schätzt, sollte auf die Lektüre dieses Interviews nicht verzichten. Wer sich indes fragt, was ein Power Purchase Agreement (PPA) eigentlich ist und wozu es genau dient, findet in diesem Beitrag aufschlussreiche Antworten. 
Es wird in einem Schaubild das sog. Power Purchase Agreement dargestellt.

Was ist ein PPA und wodurch zeichnet es sich aus?

„Stromkaufvereinbarung“ lautet die wörtliche Übersetzung für Power Purchase Agreement. Konkret handelt es sich beim PPA um einen langfristigen Liefervertrag, der den Verkauf von grünem Strom aus erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen zwischen zwei Parteien regelt. Ein solches Vertragsverhältnis kann von Energieerzeugern sowohl mit Energiehändlern als auch mit Endverbrauchern geschlossen werden. Daneben ist auch ein Vertragsschluss zwischen Energiehändlern und Endverbrauchern möglich. 

Ein PPA dient zum einen der Preisfixierung auf der Einkaufsseite und verschafft zum anderen der Anbieterseite Planungssicherheit. Mit diesen Eigenschaften fördert es den Ausbau erneuerbarer Erzeugungsanlagen und wird gleichzeitig zu einem wirkungsvollen Instrument für die Reduzierung von Scope-2-Emissionen2 aus dem Energieeinkauf. 

Welche Arten von PPA gibt es?

Beim PPA handelt es sich um einen bilateralen Vertrag, der individuell von den Akteuren gestaltet und daher vielfältige Ausprägungen haben kann.   

Als Utility PPA bezeichnet man eine Vereinbarung über die Lieferung von Strom, der nicht vom belieferten Akteur selbst verbraucht, sondern an Dritte weitergeleitet wird.  

Das Corporate PPA (auch Direct PPA) ist ein Vertrag, den ein Energieerzeuger mit einem Endverbraucher über große Energiemengen schließt, die direkt an den Großabnehmer geliefert werden, häufig ohne Nutzung des öffentlichen Stromnetzes.  

Beim Corporate oder Direct PPA unterscheidet man außerdem zwischen physischen und synthetischen PPA. Zu den physischen PPA, bei denen die verkaufte und zu liefernde Strommenge stets festgesetzt ist, zählen das On-site, das Off-site und das Sleeved PPA. Sie unterscheiden sich lediglich im Hinblick auf den Lieferweg des Stroms.   

Bei einem On-site PPA steht die Stromerzeugungsanlage mit direktem Anschluss auf dem Betriebsgelände des Verbrauchers, wird aber extern betrieben. Die Stromerzeugung erfolgt hinter dem Zählerpunkt des Verbrauchers und das öffentliche Stromnetz wird umgangen. Das Off-site PPA ist eine Vereinbarung über bilanzielle Abnahmen mit definierter physischer Strommenge. Der Strom wird hier jedoch nicht auf dem Betriebsgelände des Verbrauchers produziert, sondern über das öffentliche Stromnetz eingespeist. Das Sleeved PPA ist ein Off-site PPA, bei dem ein Energiedienstleister als Intermediär zwischen Erzeuger und Verbraucher tätig wird und bestimmte Prozesse übernimmt.  

Ein synthetisches PPA (auch Financial PPA) regelt Stromlieferungen, die nicht physisch, sondern virtuell stattfinden und ermöglicht die Entkopplung von physischen und finanziellen Stromflüssen. D.h. der Strom wird nicht direkt an Endverbraucher geliefert, sondern das PPA besteht zwischen einem Stromproduzenten und einem Energiedienstleister, der den produzierten Strom in seinen Bilanzkreis aufnimmt und über die Strombörse handelt. Ausgleichszahlungen bei Abweichungen vom Spot-Preis zum Vertragspreis sind dabei möglich, Herkunftsnachweise für die Stromlieferung sind zu erbringen. 

Was spricht für ein PPA, was dagegen?

„PPA bieten viele Vorteile, darunter Preisstabilität, langfristige Planbarkeit der Einnahmen, Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen oder Entlastung öffentlicher Kassen bzw. der Steuerzahler durch nicht notwendige Tarifförderungen. Durch ihre Fremdfinanzierbarkeit sind sie ein wichtiges Instrument, um den Markt der erneuerbaren Energien schneller zu skalieren und die Ausbauziele zu erreichen.“, fasst Marc Böhnke im zuvor erwähnten Interview die wesentlichen Vorteile des PPA zusammen.  

Darüber hinaus können Unternehmen durch den Erwerb von Herkunftsnachweisen im Rahmen einer PPA ihren ökologischen Fußabdruck verbessern und ihre aktive Teilhabe an der Energiewende dokumentieren. Langfristige Preisabsicherung und Kalkulationssicherheit schaffen eine gute Basis für die Finanzierung neuer EE-Projekte. Insgesamt profitieren die Verbraucher des PPA-Stroms von der vertraglichen Absicherung gegen steigende Energiepreise, während die Anlagenbetreiber durch den direkten Stromverkauf an einen Vertragspartner auf zeitintensive Ausschreibungen des Förderregimes verzichten können. 

Nachteile finden sich dagegen beim PPA kaum. Das Aufsetzen des Vertragswerks inklusive aller Absprachen bis zur Unterschriftsreife ist naturgemäß äußerst komplex und nimmt daher viel Zeit in Anspruch. Daneben kann unter Umständen der Vorteil der Langfristigkeit im Hinblick auf Festpreise auch zum Nachteil gereichen, da künftige Preisentwicklungen schwer prognostizierbar sind. Das Risiko wird hier in aller Regel fair auf die Vertragsparteien verteilt. 

Unser Fazit: Der Mix macht’s

Für eine ausgewogene Planungssicherheit in den Vergütungsstrukturen setzen die Expertinnen und Experten von klimaVest auf den perfekten Mix. Und da PPA höhere Anfangsrenditen bei vertraglich festgesetzten Stromabnahmepreisen liefern, spielen diese in unserem Mix eine wichtige Rolle. 

Zahlreiche Weltkonzerne haben sich schon verpflichtet, nur noch Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen. Google und Shell zählen zu den einflussreichsten Abnehmern, die Strom aus klimaVest Assets beziehen. Gleichzeitig sorgt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für mehr Flexibilität: Je mehr Strom aus erneuerbarer Energie ins Netz eingespeist wird, desto mehr konventioneller Strom wird vom Markt verdrängt und der Anteil der Erneuerbaren steigt. Ein Gewinn für alle.