Darstellung Daten der Energiewende: Virtueller Bildschirm auf einer Landschaftsansicht von Windkraftanlagen

#Zukunft Was wäre, wenn wir nur noch erneuerbare Energien nutzen würden?

31.07.2025 5 Minuten Lesezeit

Klimaneutralität, Energiewende, 100 % erneuerbare Energien: Darüber wird viel gesprochen, meist als Ziel in weiter Ferne. Doch was wäre, wenn wir einen Schritt weitergehen und uns vorstellen, wie eine solche Zukunft konkret aussehen könnte? Ein Blick nach vorn. 

Der Effekt auf die Umwelt

Ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien wäre ein entscheidender Schritt für den Klimaschutz. Derzeit gehen 83,4 % der deutschen CO₂-Emissionen auf fossile Brennstoffe zurück.¹

Kurzfristig würde sich vor allem die Luftqualität verbessern, mit spürbaren Effekten für die Gesundheit. Die Deutsche Umwelthilfe warnt seit Jahren vor gesundheitsschädlicher Luftbelastung, etwa durch Feinstaub.²
 
Auch die mentale Gesundheit profitiert: Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine bessere Luftqualität das Risiko psychischer Erkrankungen senken kann. In den untersuchten deutschen Umweltzonen mit niedriger Luftverschmutzung verringerte sich etwa die Wahrscheinlichkeit für eine diagnostizierte Depression um 3,5 %, für Angststörungen um vier %. Auch der Besuch bei Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen ging um 5,7 % zurück, Antidepressiva wurden dort seltener verschrieben. Gerade für Jugendliche und junge Erwachsene verringerte sich das Risiko mit besserer Luftqualität deutlich. Den Grund sehen Forscher bei den schädlichen Folgen des Feinstaubs auf das sich noch entwickelnde Gehirn
 
Wie sich der Wandel auf reine erneuerbare Energien langfristig auf das globale Klima auswirkt, lässt sich aus heutiger Perspektive nicht vollständig vorhersagen. Klar ist: Ohne internationale Zusammenarbeit weit über Europa hinaus bleibt das Potenzial lokaler Fortschritte begrenzt. 
 
Fest steht auch: CO₂-Einsparungen können Extremwetterereignisse deutlich abschwächen. Denn die Folgen der Erderwärmung sind bereits heute weltweit spürbar. „Es gibt keine Region, die nicht betroffen ist“, sagt Prof. Friederike Otto, Klimaforscherin an der Universität Oxford, im Interview mit der „Tagesschau“. Sie warnt: „Jedes Zehntel Grad, jedes bisschen Emission macht wirklich einen Unterschied – gerade wenn es um Hitzewellen geht.⁴ 

Das könnte sich politisch ändern

Je mehr Strom und Wärme aus lokalen erneuerbaren Quellen stammen, desto weniger sind Deutschland und Europa auf Energieimporte angewiesen. Geopolitische Risiken würden sich dadurch deutlich verringern. Denn das fossil-atomare Energiesystem ist aktuell ein wesentlicher Verursacher für Risiken, Konflikte und politische Abhängigkeiten zwischen Staaten.⁶ 

Eine dezentrale Struktur erneuerbarer Energien bietet zusätzliche Vorteile: Wenn Energie dort produziert, wo sie gebraucht wird, reduziert das Transportwege und erhöht die Versorgungssicherheit.⁷

Chancen für die Wirtschaft

Die Energiewende ist längst zum Jobmotor geworden, selbst in den aktuell konjunkturell schwierigen Zeiten. Zwischen 2019 und 2024 hat sich die Zahl der Stellenangebote im Bereich Energiewende mehr als verdoppelt: von 173.000 auf 372.500. Das entspricht inzwischen fast 4 % aller Stellenausschreibungen in Deutschland.⁸ 

Dabei entstehen nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern auch neue Berufsbilder. Für die Umsetzung der Energiewende werden schätzungsweise 300.000 weitere Fachkräfte benötigt.⁹ Bei einem kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien wäre diese Zahl natürlich nochmal höher.  

Auch gesamtwirtschaftlich bietet die Energiewende enormes Potenzial, kann für Wachstum, Investitionen und langfristigen Wohlstand sorgen. Allein 2024 flossen rund 32 Milliarden Euro in den Ausbau neuer Anlagen im Bereich der Erneuerbaren wie Wind- und Solarparks.¹⁰ 

Darüber hinaus könnten Bürger:innen auch direkt profitieren, etwa durch sinkende Energiekosten dank eigener Solaranlagen oder durch Beteiligungen an Windkraftprojekten. Dafür gibt es bereits heute positive Beispiele – wie die bayerische Gemeinde Wildpoldsried. Das selbsternannte Energiedorf hat eigene Bürgerwindkraftanlagen und beteiligt die Einwohner:innen an dem Erfolg, während gleichzeitig der eigene Strombedarf abgedeckt wird.¹¹ 

Herausforderungen des Szenarios

Eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien klingt vielversprechend, ist aber ohne entsprechende Infrastruktur nicht realistisch. Besonders für die Industrie könnte ein zu schneller Umbau hohe Kosten verursachen, die sich letztlich auch in den Preisen für Verbraucher:innen niederschlagen könnten.¹¹ 

Ein zentraler Knackpunkt: Speicherlösungen. Damit Erneuerbare auch in wind- und sonnenarmen Zeiten zuverlässig die Grundlast sichern, braucht es deutlich mehr Speicherkapazität. Denn Solar- und Windenergie erzeugen nicht kontinuierlich Strom. Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) benötigt Deutschland bis 2030 rund 100 Gigawattstunden an elektrischer Speicherkapazität. In unserem Szenario müsste diese Marke noch übertroffen werden.¹² 

Gefragt sind innovative Lösungen: Unterwasser-Pumpspeicherkraftwerke, Schwerkraftspeicher, Salzwasserakkus oder auch Wasserstoffspeicher gelten als vielversprechende Alternativen zu klassischen Energiespeichern.¹³ 

Eine klimaneutrale Energiezukunft braucht massive Investitionen – und zwar schnell. Die Zahlen zeigen, wie groß der Finanzierungsbedarf ist: Aurora Energy Research rechnet bis 2045 mit Gesamtkosten von 3,44 Billionen Euro. Der BDI schätzt die Investitionen allein bis 2034 auf über eine Billion Euro. Der BDEW geht bis 2035 von rund 1,2 Billionen Euro aus.¹⁴ 

Wo stehen wir aktuell?

Zurück ins Hier und Jetzt – mit einer Zahl, die Grund zur Zuversicht gibt: Laut Umweltbundesamt liegen die Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2024 bei 649 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten. Das entspricht einem Rückgang von 48,2 % im Vergleich zu 1990.¹ 

Einen großen Anteil daran haben die erneuerbaren Energien: 2024 konnten sie bereits 256 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente¹⁸ einsparen. Auch ihr Anteil am Bruttostromverbrauch kletterte weiter – auf 54,4 %.¹⁵ 

Und auch europaweit zeigen sich Erfolge: 2024 kamen 47,5 % des Stroms in der EU aus erneuerbaren Quellen, ein historischer Höchststand. Erstmals lag die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien über der Kohle. Der Anteil fossiler Brennstoffe am Strommix sank auf ein Rekordtief von 29 %.¹⁶ 

Fazit

Eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien würde Deutschland und Europa tiefgreifend verändern. Von Wirtschaft und Gesundheit über soziale Strukturen bis hin zur Außenpolitik. Natürlich ist der Weg dorthin von Herausforderungen begleitet: Er erfordert massive Investitionen, neue Infrastrukturen und eine starke Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Doch genau hier sehen wir bei klimaVest unsere Verantwortung – und unsere Chance. 

Als Impact-Fonds¹⁷ investieren wir gezielt in nachhaltige Energieinfrastruktur, von Wind- und Solarparks bis hin zu Beteiligungen an Netzbetreibern. So leisten wir nicht nur einen Beitrag zur europäischen Energiewende, sondern ermöglichen auch unseren Anleger:innen, Teil dieser Transformation zu sein. 

Quellen: 

¹ https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#entwicklung-der-treibhausgase-kohlendioxid-methan-distickstoffoxid
² https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/deutsche-umwelthilfe-warnt-vor-gesundheitsschaedlicher-luftbelastung-in-deutschland-aktuelle-auswer/
³ https://www.mdr.de/wissen/umwelt-klima/umweltzonen-helfen-mentaler-gesundheit-100.html  
⁴ https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/so-sparen-wir-wirklich-treibhausgase-ein/ 
⁵ https://www.bee-ev.de/service/publikationen-medien/argumentarium
⁶ https://wissenschaft-und-frieden.de/artikel/geopolitik-der-energiewende/  
⁷ https://eps-bhkw.de/dezentrale-energieversorgung/
⁸ https://www.bee-ev.de/service/pressemitteilungen/beitrag/erneuerbaren-branche-bleibt-jobmotor
⁹ https://www.jobmonitor.de/analysen/kurzanalyse-windsolar-kompetenzen
¹⁰ http://unendlich-viel-energie.de/mediathek/grafiken/umsaetze-investitionen-erneuerbare-energien-anlagen
¹¹ hhttps://www.tagesschau.de/multimedia/podcast/malangenommen-erneuerbare-energien-103.html  
¹² https://www.dke.de/de/arbeitsfelder/energy/wichtigste-speichertechnologien-fuer-die-all-electric-society  
¹³ https://www.enercity.de/magazin/unsere-welt/innovative-energiespeicher-technologien  
¹⁴ https://www.enbw.com/unternehmen/themen/klimaschutz/kosten-der-energiewende.html
¹⁵ https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Dossier/erneuerbare-energien.html
¹⁶ https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/eu-strom-erneuerbareenergie-100.html
¹⁷ klimaVest ist ein Impact-Fonds, welcher bestrebt ist, durch die Verfolgung seines Anlageziels zur Erreichung der langfristigen Begrenzung der Erderwärmung gemäß den Zielen des Übereinkommens von Paris der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen von 2015 beizutragen.
¹⁸ CO2-Äquivalente sind Maßeinheiten, die verschiedene Treibhausgase in einem Wert zusammenfassen, basierend auf ihrem jeweiligen Beitrag zum Treibhauseffekt im Vergleich zu Kohlendioxid (CO2). Diese Maßeinheiten erlauben es, die Auswirkungen verschiedener Gase auf den Klimawandel zu vergleichen und zu quantifizieren.