Innovation trifft Verantwortung Tiere schützen, Winderträge steigern: Smarte Technologie macht’s möglich
18.08.2025 • 5 Minuten Lesezeit
Fledermäuse: Im Spannungsfeld zwischen Klimawandel und Windenergie
Die Frage lautet daher: Wie lässt sich der Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, ohne den Artenschutz zu vernachlässigen? Denn beides ist eng miteinander verknüpft. Der Klimawandel bedroht Fledermausarten bereits heute, milde Winter verändern ihre Lebensräume, das Insektensterben schränkt ihre Nahrungsgrundlage ein.² ³
Warum sind Fledermäuse besonders gefährdet? Sie fliegen häufig in Rotorhöhe und können die schnell rotierenden Blätter nicht rechtzeitig erkennen. Das Kollisionsrisiko ist hoch – und meist tödlich. Da Fledermäuse nur wenige Jungtiere pro Jahr zur Welt bringen, gefährden schon kleine Verluste ganze Populationen.
Windkraftanlagen unterliegen daher strengen artenschutzrechtlichen Auflagen. Dennoch braucht es zusätzliche Anstrengungen, um Artenvielfalt zu erhalten und gleichzeitig den Ausbau der Erneuerbaren voranzubringen. Beides zu verbinden, ist entscheidend: Denn kurzfristiger Schutz von Tierarten und langfristiger Klimaschutz sind zwei Seiten derselben Medaille.
Wie kann das Dilemma gelöst werden?
Zum Schutz von Fledermäusen werden Windräder heute bei bestimmten Umweltbedingungen, etwa bei schwachem Wind, trockener Witterung und in der Dämmerung, abgeschaltet. Diese Maßnahmen sind unverzichtbar für den Artenschutz, führen jedoch häufig zu Ertragsverlusten.
Wir bei klimaVest haben gemeinsam mit der Fleximaus GmbH sowie Betriebsführern wie BayWa r.e., Energiekontor und Juwi für eine technologiebasierte Lösung für das Dilemma umgesetzt. Die Standorte mit den höchsten Verlusten wurden gezielt analysiert, um die Abschaltlogiken zu optimieren. Fleximaus brachte dabei eine spezialisierte Methodik ein, die bestehende Sensorik und Steuerungen durch präzisere, datenbasierte Systeme ersetzt.
Konkret kommen dabei Maßnahmen wie diese zum Einsatz:
- Nutzung von Park- statt Einzelanlagen-Windgeschwindigkeiten
- Integration zusätzlicher Sensoren für Niederschlag und Luftfeuchtigkeit
- Optimierte Positionierung der Sensorik
- Feinjustierung der Zuschaltphasen
- Höher frequentierte Datenabfragen für präzisere Steuerungen
Die Umsetzung erforderte enge Abstimmungen mit Genehmigungsbehörden und Herstellern – ein Prozess, der insbesondere in Deutschland mit zahlreichen Hürden verbunden ist. Das Ergebnis zeigt jedoch, dass Artenschutz und Energieertrag kein Widerspruch sein müssen.
Unser Pilotprojekt in Frankreich
Die Umsetzung verlief reibungslos: Sowohl die Genehmigungsbehörde DREAL als auch der Hersteller Nordex unterstützten das Vorhaben von Beginn an. Nach etwa einem Jahr Vorbereitung wurde das System im März 2025 installiert und am 1. April erfolgreich in Betrieb genommen.
Die Ergebnisse
Diese Zahlen zeigen deutlich, welches Potenzial intelligente Steuerungssysteme haben – besonders in den Sommermonaten, wenn die Fledermausaktivität hoch ist und gleichzeitig weniger Wind weht.
Wie geht es jetzt weiter?
Unser Ziel: Artenschutz und Energieertrag noch besser miteinander in Einklang bringen – und das nicht nur in Frankreich.
² https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/kuerzere-und-waermere-winter-koennten-ueberwinterungsgebiete-von-fledermaeusen-in-europa-vergroessern.html
³ https://www.nabu-dueren.de/artenschutz-1/flederm%C3%A4use/klimawandel-und-insektensterben/